Jg. 1921, Optant, nicht ausgewandert
Dann 1939 ist das dunkle Kapitel der Option eingetreten. Der Vater hat am 14. November für Deutschland optiert, er hat mich vorher gefragt, weil ich damals noch nicht volljährig war, was ich mir denke. Und ich habe dann natürlich gesagt: Wenn es zur allgemeinen Abwanderung kommen sollte, dann möchte ich schon mit dem Volk auch gehen. Der Abt, Ulrich Patscheider, hat mich dann auch gefragt und ich habe ihm dann natürlich dasselbe gesagt, wie dem Vater. Und dann ist es so weit gekommen, dass sie noch zugewartet haben, ob ich eventuell umsattle. Aber das habe ich nicht getan. Dann hat er mich vorgeladen und gesagt, wie die Sache liegt und steht. Als ich gesagt habe, dass wenn es zur Abwanderung kommt, dass ich halt auch mit dem Volk gehen möchte, dann hat er mir zur Antwort gegeben, der Abt: ‚Armes, irregeführtes Deutschland!‘, das waren seine Worte. Ich habe gesagt, ich bleibe bei meinem Standpunkt, und dann hat er zu mir gesagt: ‚Leute, die so denken, können wir nicht brauchen!‘ Das war die traurige Antwort. Ich musste dann am nächsten Tag, am 29. Dezember 1939, um fünf Uhr früh das Kloster verlassen und bin heimgekommen.
[…] Noch einer ist ausgewandert, der Pater Wolfgang, der war Pfarrer in Platt in Passeier drinnen. Der ist auch ausgewandert und hat dann in Österreich, in Oberösterreich draußen, eine Pfarre versorgt. Der ist aber inzwischen schon gestorben. Wir waren die zwei einzigen Deutschland-Optanten des Klosters. Ich kann mich noch gut erinnern, als wir ihn zum Bahnhof hinunter begleitet haben, als er weg ist …
Und der Vater hat gesagt, die Mehrheit hat sich dafür für’s Gehen entschieden, dann wollen wir nicht da bleiben. Obwohl in Burgeis, da ist die Sache anders gelegen wegen des Klosters. In Burgeis sind 35 Prozent Dableiber gewesen, 35 Prozent! Da hat natürlich das Kloster den Einfluss gehabt. Das Kloster Marienberg war natürlich fürs Dableiben. Das ist klar. Und in Burgeis war da ein Pater als Kooperator[1] da und der war natürlich ganz aktiv in dieser Beziehung. Die haben sogar in der Fürstenburg drüben Theater gespielt: ‚Die Auswanderer‘. […] Dann war es soweit, dass sich die Dableiber schon in ihrem Wahn praktisch die Häuser zugesprochen haben. In dem Moment, wo die Leute weg wären … Und so ist halt der große Spalt ins Dorf reingekommen, der heute noch nie ganz verschwunden ist, obwohl wir nachher alles versucht haben, um den Zwist irgendwie wieder rauszukriegen.
[1] Stefan Pamer: Abt des Klosters Marienberg (1957–1984).