Jg. 1927, Optant, nicht ausgewandert, Wehrmachtsangehöriger

Mit siebzehneinhalb Jahren bin ich dann auch eingerückt. Heut lach ich, muss auch noch selber lachen darüber. Am zehnten April 1945. Da sind wir nach Sterzing gekommen, dann sind wir zwei Tage in Sterzing gewesen, dann von Sterzing ist noch die Hälfte [von uns] nach Hallein gekommen, und die andere Hälfte nach Prag. Und ich bin einer von den Pragern gewesen. Dann sind wir ungefähr einen Monat, weil am zehnten Mai ist ja hier schon [alles vorbei gewesen]. Da war Frühjahr, es ist ja schon fast Ende April [gewesen], … wenn wir Trottel irgendwo an einen Ort gegangen wären und uns versteckt hätten, dann hätten wir überhaupt nicht…! Aber da muss man auch wieder ein bisschen sein Gewissen erforschen, ein bisschen sind wir noch blöd gewesen und haben noch ‚Heil Hitler!‘ geschrien. Und zweitens hat man nachher auch Angst gehabt wegen der sogenannten Sippenhaft.Da hätten nachher die Eltern oder Andere eventuell eingesperrt werden können, oder… weil man nicht eingerückt ist, weil man praktisch dann ein Fahnenflüchtiger nachher geworden ist. Und dann am zehnten Mai ist es sowieso, auch in der Tschechei ist es sowieso ‚gar‘ [vorbei] gewesen. Am achten, mein ich, oder wie, haben sie den Adolf verräumt. Ich mein schon am achten. Ist ja egal. Dann sind wir zurück, [unser] Kompaniechef, Obersturmführer Wagner hat der geheißen, und mehr haben wir nicht gewusst. … Da aus Kurtatsch sind vier gewesen, die eingerückt sind, so junge ‚Fetzer‘. […]

Wir sind aufgeteilt gewesen in Kompanien, dann sind wir in Viererreihen gestanden, dann ist diese Kompanie mit … einer anderen Kompanie zusammengekommen. Aber da haben wir dann können schauen, [eventuell] mit anderen halt tauschen, dann sind wir unsere drei alle zur dritten Kompanie dazugekommen. Und einer ist zur ersten Kompanie dazugekommen, und der hat, … Ah, ist ja egal. Ob man bei der ersten oder … weil wir nichts gewusst haben alle zusammen. Sogar der erste Zug und der zweite Zug, das ist ein großer Unterschied gewesen von der Kompanie aus. Aber das haben wir ja nicht gewusst, wir sind ja zu blöd gewesen. Und nachher sind wir zur SS gekommen, dann habe ich da noch den Stempel da oben [bekommen], wo ist er denn? Da! [zeigt tätowierte Innenseite des Oberarmes] Das haben wir auch nicht gewusst, sie haben gesagt Impfen ist das. Aber: Ob wir es gewusst hätten oder nicht, wir hätten es uns doch hineingestochen. Weil das wäre ja fast, sagen wir, ein Kriegsverbrechen gewesen, wenn man es verweigert hätte. Sie haben nur nicht mehr die Zeit gehabt, sonst hätten sie einen wegen so einem Blödsinn auch noch ins Konzentrationslager geschlagen [gesteckt]. Und dann hat unser Kompaniechef, der hat eben Wagner geheißen, der hat dann gesagt: Ihr jungen Südtiroler, wenn ihr wollt, hat er gesagt, dann führe ich euch zurück bis in amerikanisch besetztes Gebiet. Weil in Prag, das ist die sogenannte Demarkationslinie, ja Westen und Osten gewesen. Und alle, die über der Demarkationslinie gewesen sind, sind zu den Russen gekommen oder zu den Engländern, zu den Amerikanern. Dann hat er gesagt, nimmt er uns mit. Dann sind 200 … auf so einem Wiesenlager gewesen, haben aber noch alle die Büchsen, die Gewehre mitgehabt und halt alles. [Es] sind schon von draußen auch Deutsche gewesen, die sind noch jünger gewesen als wir, sind ‘28er auch noch gewesen. Dann sind wir zurück und dann [haben wir] den einen, der bei der ersten Kompanie gewesen ist, den haben wir zufälligerweise … zufälligerweise getroffen. Dann haben wir den Kompaniechef halt gefragt, ob der halt nicht auch mit[kommen] kann. Aber der [Kompaniechef], wie täte ich denn das sagen, nicht dass der ein so sogenannter Nazi [war], aber der ist ein korrekter Mensch gewesen. Und der hat wollen,… dass wir alle noch mit den SS-Spiegeln [Kragenspiegel, Anm.] oben und mit dem Hakenkreuz und mit Ding. So will er seine Kompanie den Amerikanern übergeben. Und der [eine da] hat schon alles heruntergetan gehabt, aber solches Zeug hat es im Straßengraben gegeben, soviel du wollen hättest, da hat er es können nur zusammensuchen, solche SS-Spiegel. [Er hat sie] aufgeflickt, dann ist der mit uns gekommen.