Jg. 1921, Optant, nicht ausgewandert, Wehrmachtsangehöriger
Und dann bin ich mit 3000, das war auch ein Risiko, mit den letzten 3000, – das war am 27. Dezember, und das war ‘46, ‘47! – mit den letzten Italienern heim. Da haben wir uns untergeschmuggelt und zwei Italiener haben uns das Kärtchen gegeben, das muss ich auch sagen, weil mit dem bist du auf das Schiff gekommen. […] Die Italiener sind als letzte da heimgekommen. Und da sind wir runter von Bosnien, mit so einem Schmalspurzug, so Viehwaggons. Unten hat es geregnet und mit dem kleinen Zettelchen, mit dem Schein – ich müsste ihn noch haben –, bin ich auf das Schiff gekommen. Und auf dem Schiff, da haben wir uns sicherheitshalber noch versteckt, das war ein großes Schiff mit dreitausendsieben-, -achthundert Italienern. Wir zwei haben uns da so bei den Ladeluken, die war mit Planen gebunden, so wie die Marine es macht. Wir haben den Knoten schon aufgebracht und darunter haben wir uns sicherheitshalber noch versteckt. [Falls] wir da aufgefallen wären! Weil wir wussten ja nicht, wenn ein Italiener, oder zwei sagen, da sind zwei Deutsche noch da, dann hätten sie uns ‚glagg‘ [deutet mit Hand quer über den Hals]. Und da sind wir nach Ancona gekommen. Die ganze Nacht sind wir gefahren, den ganzen nächsten Tag und dann sind wir so um drei, vier Uhr Nachmittag in Ancona angekommen. Da hat uns das päpstliche Hilfswerk betreut, da haben uns dann die Engländer rausgeführt ins Freie. Sie haben Schuhe gehabt, einen ganzen Berg Schuhe. Da hast du nur vorbeigehen können, ein Paar nehmen. Ich habe ein Paar genommen natürlich. Das hat mir schon gepasst, aber danach bin ich erst draufgekommen, dass der eine [Schuh] so viel größer war als der andere, aber das war ja egal. Und dann haben wir da vom päpstlichen Hilfswerk Essen gekriegt. Da haben sie uns auch, wie sagt man, registriert. Da waren ein paar, ein, zwei Damen und so ein alter… Offizier, ein grauhaariger Italiener. Ich habe alles übersetzt auf Italienisch angegeben, die Einheit und so. Zu meinem Kollegen habe ich gesagt, zum Wachtler, ‚Du, pass auf, ich haue ab, wenn sie uns kommen und wollen ding [verhaften] [deutet gebundene Hände]. Dann, musst du halt schauen.‘ … Dann haben sie [weiter] gefragt. Dann habe ich zuletzt gesagt, aber bei der Deutschen Wehrmacht … ich habe die ganze Einheit übersetzt, genau pünktlich, aber halt ‚Esercito Tedesco‘. Dann [unverständlicher Ausruf, dscho?]! sie sind erschrocken. … Jetzt ist der Offizier gekommen, der alte, dann hat er gesagt, ‚wieso?‘ Ja, haben wir gesagt, wir haben müssen bei den Deutschen Dienst machen. Der hat aber geglaubt, dass wir Italiener sind. Ja, von wo seid ihr? Ja, von der Provinz Trient. Ja, das habt ihr gut gemacht! Von uns werdet ihr gleich behandelt. Und dann sind wir abends noch mit einem Viehwaggon hinauf nach Pescantina bei Verona. Im Militärlager [pfeift]… da ging es rund dann. Uns hätten sie sicher einmal ein halbes Jahr nach Pescantina auf die Strafinsel getan. Die haben sie uns dann alphabetisch wieder registriert und dann entlassen. … Da waren Wachtler und Steinegger, die von den Letzten halt und dann haben wir gesagt: ‚Du, wir hauen ab!‘ Bei Tag haben wir können ein bisschen, außerhalb des Zauns hinausgehen in der Sonne sitzen, weil das Lager war klein, 3500. Wir sind abgehauen, bei Tag, und haben uns versteckt und haben genau gewusst: Abends, mit dem Personenzug fahren die ersten italienischen Gefangenen – von Trient waren es nur zwei – heim. Dann sind wir durch, das war kalt. Da haben sie so Maisäcker gehabt, … da sind wir bis zwei Stationen von Pescantina rauf und da war so eine kleine Station, mit ein paar Häusern nur, vielleicht ein paar hundert Meter weg und da hat jeder Personenzug gehalten. Und da sind wir, bevor der Zug gekommen ist, schnell raus und da waren zwei so Bahnwärter, zwei so ganz alte ‚Tscheggl‘, die [fragen]: ‚ja, kommt ihr auch von der Gefangenschaft?‘ Wir waren kahlgeschoren, aber wir hatten schon saubere Jacken und saubere Hosen angehabt und Schuhe. ‚Ja!‘, haben wir gesagt. ‚Ja, wo fahrt ihr hin?‘ ‚Ja, nach Verona, nach Trient‘. Ja, hat er alles Gute gewünscht!. Er hätte halt eine Bitte. Da sei ein Extrawaggon, damit wir nicht unter die Zivilisten reinkommen. ‚Ja‘, haben wir gesagt, ‚wir haben schon lange keinen Zug mehr gesehen‘, und ob er uns das zeigen täte. Dann hat er uns reingeführt, in den Waggon, die Hand gedrückt, alles Gute, und ab. Dann bin ich herauf bis Auer drüben, dann bin ich ausgestiegen und dann runter [heim].