Jg. 1925, Optantin, nicht ausgewandert
Die Zeit der Option ist dann gekommen, um ‘39. ’39, um diese Zeit rum, ist es stark in Bewegung gekommen, das Reden: Es hat geheißen, jetzt müsst‘s wählen und die Leute müssen wählen. Lange hat man das gar nicht so beachtet. Dann ist es immer etwas später geworden, weil ‘39 hat es geheißen, ist abgeschlossen. Bis am 31. Dezember hat es geheißen, muss gewählt sein. Dann ist es immer etwas kritischer geworden. Das ist nicht so einfach gewesen. […] Dann sind halt die Propagandasachen losgegangen. Auf der einen Seite für die Dableiber, da ist weniger ‚propagandiert‘ worden. Aber fürs Rauswählen ist es schlimm geworden. Da ist nicht viel zum Lachen gewesen.
[…] Die haben, so Versammlungen gehalten in den Stuben. Ich bin nie gewesen. Aber, ich weiß, sie haben öfters einmal an einem Ort, eine Stube voll Leute, zusammengeladen. Und dann ist einer oder zwei sind gekommen, um zu reden: Hinaus und hinaus! Der Hitler! Und jetzt werden wir deutsch! Das eine und das andere. Da sind wir nie hingegangen. Ich bin ja auch zu jung gewesen. Ich kann mich halt erinnern, einmal ist einer gekommen, der deutsch gewählt hat, ein Arzt aus Bozen. Er ist bei uns in der Nacht gekommen. Wir haben zwei Arbeiter gehabt, die den Stall gemacht haben. Früher haben die Leute am Samstag auch gearbeitet. Dann sind da zwei Knechte gewesen und dann ist der rein da, der Doktor, ein Frauenarzt sogar. Der hat da dann geredet und geredet und Propaganda gehalten für hinaus. Einer hat dann schon ziemlich viel widersprochen, ich habe nur zugehört. Als wir bei der Tür hinaus sind – sie haben dann Nachtmahl gegessen –, ist alles anders gewesen. Dann sind die Männer alle bei der Haustür raus. Dann seh‘ ich – etwas weiter drüben, haben wir Stall und Stadel gehabt –, dann stehen fünf Carabinieri vor der Tür. Wie das immer zugegangen ist, das weiß ich nicht. Wie sie das gewusst haben. Das kann ich nicht sagen. Jetzt haben sie den Mensch, der mit den anderen hinaus ist, den haben sie abgeführt. Unter uns ist ein leeres Haus gewesen. Und dort sind die Carabinieri gewesen. Dann haben sie den in die Kaserne runtergeführt. Er hat mir später dann erzählt – ich hab ihn sogar einmal bei einer Geburt gehabt in Bozen –, dann hat er gesagt: Er hat runterwärts die Zettel gekaut und daneben ist so ein kleines Bächlein gewesen und dann hat er‘s dort hineingeworfen, dass niemand nichts mehr sieht. Dann, hat er gesagt, haben sie ihn unten verhört. Dann haben sie ihn gehen lassen, dann ist er ins Dorf hinein, ins Gasthaus und da hat er geschlafen in der Nacht.
[…] Sonst hab ich weiters nichts mehr gehört, wie es ihm dann gegangen ist. Aber sonst haben sie schon überall Versammlungen abgehalten, bei denen viele Leute zusammengekommen sind. Halt nur für Hitler und hinaus und da können wir nicht mehr sein. Die Dienstboten und die Leute, die nur die Arbeit gehabt haben, sagen wir mal, die haben gesagt: Dann gehen wir da! Sie haben auch nicht mal mehr Arbeit gekriegt, die Leute.