Jg. 1924, Dableiberin
[Im Gespräch zusammen mit ihrer Schwester Elisabeth Riedl, geb. Oberrauch, Jg. 1926, Dableiberin]
Marialuise: Aber die haben – sind heute noch so. Und auch, wenn wir uns in der Stadt treffen, wir grüßen uns knapp, wir reden nicht miteinander. Das ist noch da. […]
[Hat man später über diese Zeit gesprochen?]
Marialuise : Fallweise, aber sonst nicht – (lange Pause). Eigentlich nicht.
Elisabeth: Naja…
Marialuise: Es wurde bei uns überhaupt nicht gesprochen, wir wurden nur – ähm, wir durften nur sprechen, wenn wir gefragt wurden.
Elisabeth: Ja, später großes Proble… ähm sagen wir großes Thema, nicht – aber allmählich die allgemeine Entschuldigung Südtirol hat geheißen: vergessen wir’s! Tragen wir nichts nach!
Marialuise: Ja, das (stottern) ist bestimmt, das ist unsere Einstellung gewesen. Die, die uns [nach]gespuckt haben, auch noch zu grüßen.
Elisabeth: Entschuldigt, wenn ich mich einmische, auch im … ähm, wie gesagt, auch den Bauern gegenüber ähm…
Marialuise: Es ist nicht drüber geredet worden!
Elisabeth: Ja, vergessen wirs!
Marialuise: Mhm!
Elisabeth: Es war eine ungute Zeit, viele haben’s nicht verstanden, ähm…
Marialuise: Viele sind mitgerissen worden, weil die andern gehen, gehen wir auch.
Elisabeth: Ein großzügiges Vergessen, sagen wir, von den Eltern und…
Marialuise: Das Vergessen hätte eigentlich in unserem Kopf drinnen sein sollen, aber ich kann nichts vergessen, es ist alles zu tief. […] Aber da in Meran treff‘ ich noch – liebe Fr- Bekannte, Mitschülerinnen von meiner Schwester, die – ja ich grüße sie, aber mehr nicht, reden kann ich nicht mit ihnen – irgendein Keil ist immer noch drinnen.