Anna Mair, geb. Scherlin (Nationalsozialismus)

Jg. 1931, Optantin

[Ihr habt ja nicht richtig optiert in dem Sinne, nicht?] Nein, der Ausschlaggeber war, dass der Vater mit noch 36 Männern – also das haben sie eh bei uns in der oberen Stube oben gemacht, da haben sie sich so getroffen und da haben sie sich beraten und da hätten sie halt, – wie soll ich denn sagen, sie hätten halt probiert, dass sie irgendetwas, … dass sie einen Putsch machen, oder dass sie halt irgendetwas in die Wege leiten könnten, dass das nicht zustande kommt, dass man muss italienisch wählen oder deutsch und wenn man deutsch wählt, dann heraus muss. Und da haben sie sich, [jemand] muss etwas verraten haben oder keine Ahnung was, da sind halt die Carabinieri gekommen und haben geklopft und die Mutter macht auf, weil sie auch nicht gewusst hat, wer da jetzt kommt. Jetzt waren es die Carabinieri und die sind schnurstracks hinein und bei den Stiegen hinauf, die haben schon das Licht wahrscheinlich gesehen oder was weiß ich was, und haben da die 37 Männer in der Stuben da angetroffen und da hat einer, der wär neben dem Ofen gestanden, hat der Vater immer gesagt, der wär neben dem Ofen gestanden,… der die Schrift, die sie gehabt haben… wenn der das da gleich in den Ofen hineingesteckt hätte, dann wär das nie nicht aufgekommen, um was es gegangen ist. Und die 37 Männer sind dann halt verhaftet worden und innerhalb von 24 Stunden haben sie die über den Brenner geschoben, abgeschoben. Sie haben nie mehr herein dürfen. Der Vater ist zwei Mal oder drei Mal schwarz herein, ganz still und heimlich, das haben wir nicht einmal wissen dürfen. Da haben wir mit der Dirn in den Wald gehen müssen oder Schwammerl suchen gehen oder irgendwas, damit ja wir nichts mit anderen reden darüber … oder dass wir das wissen würden, dass der Vater da sein könnte, wir haben es ja eh nicht mitgekriegt.

[Wann war das?] Also ich kann das nicht genau sagen, wann das war. Das wird halt auch in den ‘40er Jahren gewesen sein, vielleicht ’39? Ich weiß auch nicht ganz genau, wann das ‘39 war, wie sie da über den Brenner gemusst haben. Das weiß ich jetzt auch nicht ganz genau. Aber da [im Album] ist eh ein Foto drin, wie wir ihn einmal besucht haben, auf dem Brenner, wie wir mit der Kutschen hinunter gefahren sind und dann mit dem Zug, mein ich, auf den Brenner hinauf.

[Wo war der Vater dann?] In Innsbruck und Zams und da haben sie halt alle die 37 Männer – einen österreichischen Hof, mein ich, hat es in Innsbruck gegeben und da sind sie stationiert gewesen und von da aus haben sie halt … alle eine Arbeit gefunden, damit sie beschäftigt gewesen sind. Und der Vater war beim Reichsnährstand oder wie das da geheißen hat, hat einen guten Posten gehabt, weil er schon auch ein bisschen Schulden gemacht hat, er war in Rotholz zweimal und hat da ein bisschen mehr gewusst, als wie oft nur ein Bauer.