Jg. 1923, Rücksiedlerin
‘40 im Februar sind wir ausgewandert. Wir sind mit dem Zug rausgefahren, wie halt alle Auswanderer. Dann sind wir in Innsbruck angekommen. Du bist schon empfangen worden, nicht. Vis a vis vom Bahnhof ist das „Hotel Victoria“ gewesen. Da hast du dann die Karten gekriegt für vier Tage Schlafen in einem Gasthaus und fürs Essen. Dann hast immer wieder müssen in die ‚Umsiedlung‘ [Umsiedlungs- und Treuhandgesellschaft] gehen und da haben sie dann die Papiere aus Bozen alle überprüft. Die hast du am dritten Tag wieder zurückgekommen. Als wir dann am Tag nach der Ankunft zur ‚Umsiedlung‘ gegangen sind, da haben wir Glück gehabt. Weil laut den Papieren aus Bozen wäre ich in ein Gasthaus nach Schwaz gekommen und meine Eltern ins Burgenland. Und als wir dann da zur ‚Umsiedlung‘ kommen und reingehen, dann kommt einer über die Stiege herunter und sieht meinen Vater. Er hält die Arme auseinander und sagt: ‚Seppl!‘ mein Vater hat Josef geheißen. Dann sagt er: ‚Ja, Seppl! Was tust denn du da?‘ Das ist der Sepp Thaler gewesen, vielleicht ist er bekannt? Das war ein berühmter Musiker von Auer unten. Mein Vater und er, sie haben sich gekannt, weil Sepp Thaler’s Frau war eine Cousine meines Vaters. Der war aber durch den Faschismus vorher eingesperrt gewesen, aus politischen Gründen. Er hat dann optiert und ist gleich nach Innsbruck gekommen. Der ist in der Umsiedlung angestellt gewesen. Und der hat da etwas zu sagen gehabt. Da hat er uns gefragt, wo wir hinkommen. Die Eltern haben gesagt, Schwaz und Burgenland. Da hat er nur den Kopf geschüttelt und hat gesagt: ‚Kommt!‘, und ‚Übergebt mir die Papiere!‘ Und am dritten Tag, als wir die Papiere abholen konnten, sind wir alle drei nach Schwaz gekommen.