Jg. 1933, Rücksiedlerin
Und dann sind wir ah ’40 oder ’41 in Pradl eingezogen, und dann bin ich dort Schule gegangen. Wir Südtiroler waren natürlich nicht sehr beliebt, das muss ich jetzt sagen.
[Woran haben Sie das gemerkt?]
Äh, ich habe eine Lehrerin gehabt, die war sehr eine fanatische Person, also für den Hitler, nicht, und hat da natürlich, wir waren unsere sechs, ähm, Auswanderer, und wenn halt irgendwas war, dann haben wir halt nachsitzen müssen oder so. Und da muss ich Ihnen jetzt wirklich was erzählen, im… musste ich über die Mittagszeit nachsitzen, weil ich zu spät in die Schule gekommen bin, und wollte des erklären, aber das hat sie einfach nicht akzeptiert, diese Lehrerin, und dann war ich zwei Stunden allein über Mittag in diesem Klassenzimmer, und aus Langeweile habe ich halt da dieses Material, da hat man Stanniol gesammelt, nicht, und das ist dort abgegeben worden und in der Kiste, und da hab ich mir Bällchen gedreht [lacht], und dann ist mir noch langweiliger geworden, da hab ich mir gedacht, daheim haben wir kein Spielzeug, nichts, ich nehme mir ein so ein Stanniolbällchen mit, nicht. Und das hab ich in die Schultasche getan, habe mir ja nichts dabei gedacht, nicht, nachdem ich ja selber auch gebracht habe. Und dann bin ich heim gekommen, natürlich hat es Strafe gegeben, weil das habe ich ja müssen einen Zettel abgeben und so weiter, nicht. Aber das eine ist nur interessant, dass ich dann mit 14 Jahren, kommt das Jugendamt zu mir und sagt: Fräulein Thaler, ich muss Ihnen nur sagen, nicht, Sie sind als Sabota, als Saboteurin angezeigt vom Hitler noch, nicht, da war ja der Krieg dann schon zu Ende. Sag ich: wieso? Ja, ja Sie haben da eben Kriegsgut unterschlagen… Stanniol, nicht. Und das war im Jugendamt eingetragen. Ja, also das hat mich immer beeindruckt, das habe ich mein ganzes Leben nicht vergessen, dass diese Lehrerin das getan hat, nicht, mich angezeigt hat.