Martha Ebner (Nationalsozialismus)

Jg. 1922, Dableiberin

Das ist sicher ein Vorteil gewesen, [dass ich damals in Deutschland war], weil ich auch [in den] Ferien bei Mitschülerinnen war, wo die Eltern schon Anti-Nazis waren … und ich das auch alles so mitgekriegt hab. Ich hab die Kristallnacht mitgekriegt und den Einmarsch nach Österreich und … eben schon mitgekriegt hab, was dann so Nationalsozialismus wirklich ist. [Dass man] gar nichts mitgekriegt [hat], kann man eigentlich nicht sagen. Man hat es nicht mitkriegen wollen. […] In den dreißiger Jahren, in der illegalen Zeit, als die Leute schon wirklich treu deutsch waren,… dort hat man natürlich noch nicht gewusst, was der Nationalsozialismus ist. Aber leider ist dann bei uns überhaupt mit der Option ein Fanatismus eingetreten. Und man hat sicher das Ausmaß,… was in Dachau und in Auschwitz und so passiert ist, das hat man nicht gewusst. Dass sie die Juden verfolgt haben, das hat man gewusst, weil sie auch in Bozen die Leute nach dem 8. September ’43 abgeholt haben und man hat sie nie mehr gesehen. Aber wo[hin sie gekommen sind], das hat man nicht gewusst. Man hat auch zum Beispiel gewusst, dass … Taubstumme oder psychisch Kranke, Kinder oder auch ältere Leute oder überhaupt, dass sie die auch weggebracht haben. Ich hab eine taubstumme Cousine gehabt und die war in Pfaffenhofen, in Bayern hat sie eine Schule besucht. Und die hat eben mein Onkel heimgeholt, weil man Angst gehabt hat, es passiert ihnen was.